EHRENAMTSPREIS „DER ESEL, DER AUF ROSEN GEHT“

Bürgerpreis: Dolores Hartmann - "Frau Kräuterfrau" begeistert Kinder für die Natur

"Kräuterfrau" Dolores Hartmann aus Landsberg ist in Halle für ihr Engagement mit dem Preis "Der Esel, der auf Rosen geht" ausgezeichnet worden.

Dolores Hartmann

"Kräuterfrau" Dolores Hartmann erklärt Kindern, was man mit Kräutern so alles machen kann. (Foto: Denny Kleindienst)

Halle (Saale)/MZ - Für diesen Mittwochmorgen hat Dolores Hartmann das Thema Küchenkräuter ausgewählt. Einmal die Woche wird die 64-Jährige von den Kindern der Kita Wirbelwind besucht.

An schönen Tagen wie diesem treffen sie sich draußen im Garten der Gützer Kirche. Die Kinder nennen Dolores Hartmann nicht beim Nachnamen. Stattdessen sagen sie „Frau Kräuterfrau Dolores“. Hartmann selbst nennt sich gern auch „Kräuterhexe“. Denn mit Kräutern kennt sie sich aus und dank ihr wissen inzwischen auch die Wirbelwind-Kinder schon ganz gut darüber bescheid.

Als sie an diesem Tag im Kirchengarten ankommen, fragt Dolores Hartmann sie erst einmal, um welche Kräuter es sich hierbei handelt. Sie verteilt Petersilie, Basilikum, Dill. „Und was ist das?“, fragt sie. Einige Kinder antworten prompt: „Spitzwegerich.“

Da ist dann selbst die Kräuterhexe ein bisschen baff und freut sich, dass die Kinder das wussten. Anschließend werden die Kräuter von allen zusammen kleingeschnippelt und kommen als Belag auf selbstgeknetete Teigfladen, die auf einer heißen Platte über dem Lagerfeuer im Garten knusprig gebacken – und natürlich auch gegessen werden.

Für die Vormittage mit den Kita-Kindern denkt die ausgebildete OP-Schwester Dolores Hartmann, die inzwischen im Ruhestand ist, sich stets etwas Neues aus. Gemeinsam haben sie auch schon Waschpulver aus Kastanien gemacht oder Zahnpastapulver aus Salbei, Kamille und Schlämmkreide hergestellt. Ihr ist es wichtig, dass Kinder die Natur verstehen. Dass sie begreifen, wie wichtig die Natur ist. Zudem machen ihr selbst diese Vormittage mit den Kindern große Freude. „Arbeit würde ich das gar nicht nennen“, sagt sie deshalb.

Sich jede Woche etwas Neues zu überlegen, sei zugleich eine Herausforderung, die sie gern annimmt. Angst, dass ihr die Themen ausgehen, hat sie nicht. „Es gibt so viele Sachen. Wir haben auch schon ein Insektenhotel gebaut.“ Demnächst will sie etwas mit Getreide machen und erklären, wie aus dem Korn ein Brot wird. Im Garten steht passend dazu auch ein Backofen. Eine große Blühwiese gibt es dort ebenfalls.

Spaß haben dabei nicht nur die Kinder und die Kräuterfrau. Eine Erzieherin sagt: „Die Resonanz der Eltern ist sehr gut. Sie sind begeistert.“

Bürgerpreis: Uwe Willamowski - Teilhabe bringt ein besseres Miteinander für alle

Uwe Willamowski setzt sich seit gut 20 Jahren für die Belange von Menschen mit Handicap ein. Er ist in Halle für ihr Engagement mit dem Preis "Der Esel, der auf Rosen geht" ausgezeichnet worden.

Uwe Willamowski

Uwe Willamowski hat die Auszeichnung erhalten. (Foto: Steffen Schellhorn)

Halle (Saale)/MZ - Ein gutes Beispiel ist das Stadtmuseum Halle: Mit seinem elektrischen Rollstuhl hat Uwe Willamowski über einen großen Fahrstuhl Zugang zur Ausstellung.

Das ist in der halleschen Kulturlandschaft nicht überall möglich. Und auch nicht, dass die Ausstellung mit Tastobjekten, einem Blindenleitsystem und einem Audioguide in leichter Sprache für alle Menschen mit oder ohne Behinderung gleichermaßen erfahrbar ist.

„Das Stadtmuseum Halle ist deutschlandweit Vorreiter in Sachen Inklusion“, sagt Willamowski, der sich seit gut 20 Jahren dafür engagiert, dass sich die Situation für Menschen mit Handicap verbessert. Er bringt sein Wissen ein im in Fahrgastbeirat der Halleschen Verkehrs-AG, im Allgemeinen Behindertenverband und auch die Gründung des Behindertenbeirates der Stadt schob er 2020 mit an.

Im Bildungsbeirat der Stadt ist er ebenfalls Mitglied. Und natürlich war der Hallenser auf einer der Menschen, die die inklusive Ausstellung „Geschichten, die fehlen“ 2019 im Stadtmuseum mit weiteren gehandicapten Hallensern mit vorbereitet haben.

„Beide Seiten haben dabei voneinander gelernt“, sagt Willamowski. Für ihn selbst war die Erfahrung, dass er den Begriff Inklusion eigentlich nicht mag: „Miteinander ist besser!“

So etwa beim Halleschen Fußballclub, der mittlerweile neun Rollstuhlplätze im Stadion anbietet. Oder die Oper, die sechs Rollstuhlfahrerplätze geschaffen hat. Dafür sei einfach das schräge Parkett angehoben worden, so dass eine Waagerechte entstanden ist. „Seitdem bin ich bei jeder Premiere“, ist der ehemalige Gastronom regelrecht euphorisch.

Diese und andere Verbesserungen sind nach Besuchen der Aktionsgruppe kulturelle Inklusion entstanden, der natürlich auch Willamowski angehört. Zahlreiche Menschen, die bei der Ausstellung „Geschichten, die fehlen“ mitgemacht haben, kommen hierbei mit Museen, Theatern und anderen Einrichtungen bei einem Besuch ins Gespräch.

„Es gibt noch einiges zu verbessern“, sagt er. Aber man müsse auch sehen, was sich schon alles verbessert hat. Alle Straßenbahnen haben nun Überfahrbrücken für Rollstuhlfahrer, es gibt Sprachansagen an den Haltestellen für Blinde.

Uwe Willamowski lag 2006 nach einer Hirnblutung mehrere Wochen im Koma und musste alles vom Bewegen bis zum Sprechen wieder neu lernen. Seitdem ist er wegen einer linksseitigen Lähmung auf den Rollstuhl angewiesen. Das bremst ihn in seinem Engagement keineswegs. „Kümmere dich um die Sache und nehme dich selbst nicht so wichtig“, ist sein Credo.

Projekt Tagebuch gegen den Hass gewinnt Bürgerpreis 2024

Bürgerpreis "Der Esel, der auf Rosen geht" in Halle: Das Projekt „Tagebuch der Gefühle“ engagiert sich gegen Antisemitismus und rechte Gesinnung und wurde Preisträger 2024.

Tagebuch der Gefühle

Bürgerpreis für das Tagebuch der Gefühle (Foto: Silvia Zöller)

Halle (Saale)/MZ - Wer schon mal ein Tagebuch geführt hat, weiß, dass es darin meist um Gefühle geht. Aber das Projekt „Tagebuch der Gefühle“ ist nichts, was mit Liebeskummer oder ähnlichem zu tun hat. Es ist ein Projekt gegen Hass und Antisemitismus.

In fast 14 Jahren haben dabei rund 250 Jugendlichen mitgemacht. Projektleiter Andreas Dose vom Bildungsträger SBH Nordost kann das Ziel auf den Punkt bringen: „Aus der Geschichte lernen und damit die Zukunft gestalten.“

In dem Projekt bringt er junge Menschen ohne Schulabschluss mit Schulabsolventen und Studenten zusammen. Nach Fahrten in das Konzentrationslager Auschwitz haben die Jugendlichen Bücher, Videos, Comics und Podcasts veröffentlicht, um so ihre Gefühle von dem Erlebten zu verarbeiten.

In diesem Jahr hat das „Tagebuch der Gefühle“ einen neuen Fokus gefunden: Zum fünften Jahrestag des antisemitischen Anschlags auf die Synagoge Halle haben die Projektteilnehmer, darunter auch Schüler der Blinden- und Sehbehindertenschule Halle, 1.000 Stimmen zu dem tragischen Ereignis des 9. Oktober 2019 gesammelt.

Der 21-jährige Paul Fiedler blättert durch die zahlreichen Aktenordner, in denen die Aussagen der Menschen gesammelt sind. „Auch Bürgermeister Egbert Geier oder den Chef des Jobcenters, Jan Kaltofen haben wir befragt. Aber auch deutschlandweit Lehrer und Schüler“, berichtet er.

Der Student war vor sieben Jahren in das Projekt eingestiegen - und ist seitdem dabei geblieben. „Der Ansatz, die Gefühle in den Mittelpunkt zu stellen, hat mich gereizt. Nach der Fahrt nach Auschwitz war mir klar: Es hätten deine Nachbarn sein können.“ Erschreckend war für die Teilnehmer, dass viele Schüler außerhalb von Halle nichts über den Anschlag wussten. Ein Grund mehr, das Projekt fortzuführen.

Bei der aktuellen Auflage des „Tagebuchs“ ist vieles neu: Zu den 1.000 Stimmen unter dem Motto „Wo warst du?“ gibt es ab 4. Oktober eine große Ausstellung in der Volkshochschule. Dazu werden in zehn Stadtteilen Korrespondenzausstellungen aufgebaut, unter anderem im Landesmuseum, im Bergmannstrost, im Rathaus und der Poli Reil. Dort wird überall eine Infotafel zum Projekt stehen und einige der Stimmen zum 9. Oktober werden zu lesen sein, ebenso der Hinweis auf die große Ausstellung in der Volkshochschule.

Und am 9. Oktober sollen die 1.000 Stimmen in Buchform auf 500 Seiten veröffentlicht werden. „Gut 40 Jugendliche haben daran eineinhalb Jahre gearbeitet“, sagt Paul Fiedler stolz. Auch Fotos seien für die Ausstellung entstanden, ebenso seien Podien geplant.

Für ihr Engagement erhalten die Teilnehmer in diesem Jahr nicht nur den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“. Auch Schirmfrau udn Landtagsabgeordnete Katja Pähle (SPD) überreichte den Jugendlichen vor Kurzem im Namen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Ehrenplakette der Organisation.

Publikumspreis Online-Voting: AG Bildung „Halle gegen Rechts“ - Mit Bildung gegen rechte Gesinnung

Die Ehrenamtlichen der AG Bildung im Bündnis gegen Rechts investieren viele Stunden, um die Bildungswochen vorzubereiten.

Lena Lehmann, Sarah Sisouphantavong, Amelie Basan sind Teil der AG Bildung (Foto: Jakob Hahne)

Lena Lehmann, Sarah Sisouphantavong, Amelie Basan sind Teil der AG Bildung (Foto: Jakob Hahne)

Halle (Saale)/MZ - Gut 2.000 Besucher waren auch in diesem Jahr bei den „Bildungswochen gegen Rassismus“ und zudem gab es für sie die meisten Stimmen beim Publikums-Voting.

Das zeigt; Die monatelangen Vorbereitungen des insgesamt 15-köpfigen ehrenamtlichen Teams lohnen sich. Es besteht Bedarf. Schon im September hat sich daher das Organisationsteam – die „AG Bildung“ im Bündnis Halle gegen Rechts – zur ersten Klausur getroffen und auf ein Motto für die diesjährigen Bildungswochen geeinigt. Es lautet: „Rechte für alle, statt alle nach rechts.“

In insgesamt 40 Veranstaltungen von Ausstellungen über Workshops und Vorlesungen bis hin zu Filmen und Konzerten ging es immer wieder um eine Frage: Wie kann man friedlich ohne Rassismus zusammen leben?

Dafür haben die Mitglieder des ehrenamtlichen Orga-Teams bis zu zehn Stunden pro Woche an Vorbereitung investiert. Amelie Basan, die Koordinatorin der Bildungswochen gegen Rassismus und einzige Vollzeitkraft im Orga-Team, betont: „Ohne die Ehrenamtlichen würde das Ganze gar nicht funktionieren.“

Zwei von ihnen sind Sarah Sisouphantavong, die 28-Jährige arbeitet für den Dachverband der Migrantinnenorganisationen (Damigra) und Lena Lehmann, die hauptberufliche Bildungsreferentin beim Verein Miteinander ist. Beide haben einen unterschiedlichen Grund für ihr Engagement. Sarah Sisouphantavong hat schon selbst Rassismus erlebt, Lena Lehmann möchte wirksam in der Gesellschaft sein: Demokratie leben heißt für sie auch mitgestalten.

Das sei wichtiger denn je, unterstützt auch Bürgermeister Egbert Geier die Bildungswochen. „Das ist eine durchaus eher bittere Bilanz, denn wir müssen uns ehrlicherweise fragen: Waren wir, war unsere Gesellschaft nicht schon mal sehr viel weiter? Aktuell indes spüren viele Menschen einen Rechtsruck: Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus nehmen zu“, hat Geier in einem Grußwort für die diesjährigen Bildungswochen formuliert.

Möglich ist das zweiwöchige Event aber auch nur durch die Unterstützung zahlreicher Partner. Die Bildungswochen werden durch die Partnerschaft für Demokratie „Hallianz für Vielfalt“ aus Mitteln des Bundesprogramms „Demokratie leben! – Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ und im Rahmen des Landesprogramms „Wir sind das Land. Demokratie. Vielfalt. Weltoffenheit. Sachsen-Anhalt“ vom Sozialministerium gefördert - insgesamt sind das rund 25.000 Euro.

Rund 60 Organisationen sind Kooperationspartner, angefangen vom Friedenskreis über die „Omas gegen Rechts“, Gewerkschaften, Sozialverbänden bis hin zur Freiwilligenagentur und dem Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt.

„Es ist schön, dafür den Rahmen zu schaffen, dass man erleben kann, wie viele Menschen in Halle sich für die Zivilgesellschaft engagieren“, sagt Sarah Sisouphantavong. Und das danken ihr und den anderen Ehrenamtlichen der AG Bildung die 2.000 Besucher.

Preis der Jury: Mitarbeiter Tafel e.V.  - Retten, was an Lebensmitteln zu retten ist - und damit helfen

Die 35 Ehrenamtlichen der Tafel Halle haben die den Bürgerpreis "Der Esel, der auf Rosen geht" erhalten.  

Preis der Jury: Ehrenamtliche der Tafel (Foto: Steffen Schellhorn)

Preis der Jury: Ehrenamtliche der Tafel (Foto: Steffen Schellhorn)

Halle (Saale)/MZ - Es sind 35 Hallenser wie zum Beispiel Edgar Polley, der 71-Jährige. Als es vor sechs Jahren in Rente ging, sagte er sich: „Ich helfe jetzt ehrenamtlich bei der Tafel, da mache ich was Nützliches!“ Drei oder viermal die Woche kommt Edgar an die Halle in der Tangermünder Straße in Neustadt, wo die Tafel der Stadtmission ihren Sitz hat.

Als Fahrer sammelt der Rentner an bis zu acht Stellen Lebensmittel ein und fährt dabei mehr als 120 Kilometer am Tag. 34 weitere Ehrenamtliche sorgen dafür, dass mehr als 3.500 Bedürftige extrem preiswert bei der Tafel einkaufen können: Sie sortieren die frischen Lebensmittel, kassieren die Kunden ab, räumen die Regale wieder voll oder übernehmen Dienste im Anmeldebüro.

„Viele der Ehrenamtlichen kommen bis zu dreimal die Woche. Das ist nicht selbstverständlich“, sagt Leiterin Jacquelin Gottschalk. „Wenn keiner bereit ist, für den Nachbarn etwas zu tun, würde vieles den Bach runter gehen.“

Auch wenn rund 3.500 Menschen einmal wöchentlich bei der Tafel einkaufen können, gebe es weitere 400 Personen auf der Warteliste. Für sie reiche das nicht, was da ist. „Wir brauchen daher Firmen, die uns einmal im halben Jahr mit einer Palette haltbarer Nahrungsmittel unterstützen“, sagt sie. Wenn es nur zehn Unternehmen gäbe, die dies tun, könnte die Tafel damit schon sehr vielen weiteren Menschen helfen.

Und, wenn es noch mehr Geld- und Sachspenden gäbe. Kostenlos werden die Lebensmittel aus einem bestimmten Grund nicht abgegeben: „Wir verlangen einen kleinen Obolus, damit die Lebensmittel geschätzt werden“, erklärt Gottschalk. Die Ananas kostet so zum Beispiel 30 Cent, ein Päckchen Kaffee 1,50 Euro.

Ebenfalls als Rentnerin ist die 64-jährige Petra Rahr bei der Tafel als Ehrenamtliche eingestiegen: „Mir ging es vor und nach der Wende gut. Hier sehe ich, dass es vielen Menschen schlecht geht. Diese Leute möchte ich unterstützen“, sagt sie.

Wie sie macht es viele Helfer der Tafel betroffen, dass Hallenser nach 45 Jahren Arbeit in Armut leben und auf die Tafel angewiesen sind. Der 50-jährige Aziz Shekari ist engagiert sich bei der Tafel, weil er krankheitsbedingt nicht arbeiten kann. „Ich mache, was anfällt sagt er“ und kann darüber hinaus vielen Menschen helfen, Sprachbarrieren zu überwinden. Denn der gebürtige Afghane spricht sechs Sprachen, darunter auch Persisch, Indisch, Russisch.

Preis der Initiatoren: Ingrid Häußler - Im Ehrenamt Millionen für den Volkspark locker machen

"Der Esel, der auf Rosen geht": Die ehemalige Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler ist für ihren Einsatz in halleschen Vereinen mit dem Preis der Initiatoren ausgezeichnet. 

Ingrid Häußler im Volkspark (Foto: Denny Kleindienst)

Ingrid Häußler im Volkspark (Foto: Denny Kleindienst)

Halle (Saale)/MZ - Das Bundesverdienstkreuz am Bande besitzt Ingrid Häußler bereits. Und dass sie diese hohe Auszeichnung erhielt, zeigt schon, wie groß ihr ehrenamtliches Engagement ist. Und zwar nach wie vor.

Im Alter von nunmehr 80 Jahren ist Halles ehemalige Oberbürgermeisterin in drei Vereinen aktiv. Sie ist die Vorsitzende der Bürgerstiftung Halle, zieht die Fäden im Volkspark-Verein und steht auch bei den Halleschen Leichtathletik-Freunden weiterhin an der Spitze. Für ihr ehrenamtliches Engagement ist sie nun mit dem Preis der Initiatoren beim halleschen Ehrenamtspreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ ausgezeichnet.

Ingrid Häußler erweckt dabei nicht den Anschein, dass sie bei ihren vielen Engagements durcheinander kommt. So erzählt sie von den Übungsleitern, die es in der Leichtathletik brauche und dem Training, das abgesichert werden müsse.

Kommt dann auf das neue Projekt der Bürgerstiftung namens „Dazwischen funken“ zu sprechen, mit dem junge Leute erreicht werden und animiert werden sollen, etwas für ihren Stadtteil zu tun. Wie lässt dieser sich in ihrem eigenen Sinne umgestalten? „Sie sollen nicht nur Ideen haben, sondern auch selbst mit anpacken“, sagt Ingrid Häußler.

Und dabei wiederum erfahren, dass man etwas erreichen kann, wenn man sich dafür einsetzt. Der Volkspark wiederum steht laut Häußler gerade im Vordergrund, da dort aktuell am meisten passiere.

So ist es gelungen, insgesamt über sieben Millionen Euro an Fördermitteln von Bund, Land und Stadt einzutreiben für die Grundsanierung des historisch wie architektonisch bedeutsamen Baus. Das Ziel laut Häußler: die Sanierung des Volksparks bis Ende 2028. Geplant ist die grundlegende, nachhaltige und energetische Sanierung, die den Volkspark in ein zeitgemäßes und barrierefreies Haus verwandeln soll.

Unter anderem wird ein Neubau mit Aufzug errichtet, der dann den großen Saal barrierefrei erreichbar macht. Der Volkspark wurde 1907 eröffnet als Versammlungs- und Kulturzentrum der Halleschen Arbeiter und der sozialdemokratischen Partei. Hier schließt sich der Kreis: Ingrid Häußler war als SPD-Mitglied von 2000 bis 2007 Oberbürgermeisterin von Halle.

Es sei schön zu sehen, wenn sich die Anstrengung für eine Sache lohnt, erklärt sie – und empfiehlt, sich auch im Ehrenamt nicht entmutigen zu lassen. „Natürlich muss man hartnäckig sein. Die Bürokratie quält auch uns.“

Darauf angesprochen, dass sie bei all ihren Vorstandstätigkeiten vermutlich auch viele dröge organisatorische Aufgaben erledigt, sagt sie: „Es ist nicht so einfach, für Gremien Leute zu finden. Das Organisatorische wird oft nicht gesehen, aber ist unbedingt nötig.“

Ob es nicht doch manchmal ärgerlich ist, für all die Arbeit im Ehrenamt kein Geld zu bekommen? Dieses Geld werde etwa im Volkspark schlichtweg gebraucht, damit sich der Zustand des Hauses verbessere, sagt Häußler. Sie fügt hinzu: „Es kann nicht sein, dass das Ehrenamt Ersatz für staatliche Aufgaben ist.“ Es müsse vielmehr eine Ergänzung sein. Zugleich sei das Ehrenamt aber auch eine Ergänzung, für die, die es machen. „Es ist Abwechslung. Keiner sollte sich daher scheuen, ein Ehrenamt zu machen.“

Die Preisverleihung fand am 17. August 2024 im Neuen Theater Halle statt.